Vor 40 Jahren dachte noch niemand an Bio-Olivenöl. Dafür aber an freie Liebe in einer Kommune, am besten in Griechenland. So auch das Brüderpaar Fritz und Manfred Bläuel. Als schon bald das Geld zu Ende ging, reiste Manfred zurück nach Wien, Fritz begann als Erntehelfer bei einem Olivenbauern auf der Mani. Einen kleinen Teil der Ernte „exportierte“ er nach Österreich. Das war der Start von Mani-Olivenöl.
In den ausgehenden 70er Jahren zogen also das Brüderpaar Fritz und Manfred Bläuel mit Freunden aus, um in Griechenland das junge Leben zu genießen. Auf der Mani, dem „Mittelfinger“ des Peloponnes, fanden sie neben dem griechischen „sega sega“ aber auch ihre Berufung: Das Produzieren und Verkaufen von bestem Olivenöl. Fritz blieb in Griechenland und baute mit seiner Frau Burgi mehr als nur eine moderne Produktionsstätte auf. Manfred ging zurück nach Wien um vor allem in Österreich den Boden für das Vermarkten des damals noch unbekannten „griechische Goldes“ zu bereiten.
Über die Jahre bauten die Bläuels im Zusammenwirken mit über 300 kleinen, griechischen Olivenbauern „Mani“ zu einer der erfolgreichsten und besten Olivenölmarken im deutschsprachigen Raum auf – der Großteil der 700 Tonnen Olivenöl und 300 Tonnen Oliven sind Bio, leider (noch) nicht alles. 2017 war dann Zeit für die „Hofübernahme“ und damit für eine neue Generation. Felix Bläuel, Sohn von Fritz und Burgi Bläuel, bringt nun frischen Wind ins Geschäft. In Wien ist dies mit einem prächtig-griechischen Büro mit integrierten Verkauf sehr schön sichtbar.
Es muss wohl im Ende Oktober 2017 gewesen sein, als ich am Heimweg mit dem Fahrrad in der Seidengasse 32 wie schon dutzende Male zuvor auf Manfred Bläuel traf. Er stand unmittelbar vor seinem unscheinbaren, zweckoptimierten Lager- und Verkaufsraum, den es gefühlt schon immer dort gibt. An diesem Herbstabend wirkte er ein wenig geknickt: „Wissen Sie, dass ich jetzt nicht mehr rauche“ waren seine ersten Worte. Und nach einer Pause: „Ich bin jetzt quasi in Pension gegangen…“. Wie geht man denn quasi in Pension? „Nun ja, mein griechischer Neffe Felix ist neuer Geschäftsführer – auch des Wiener Standortes. Er wird das schöne Mani Bio-Logo mit der traditionellen griechischen Eule modernisieren lassen, und auch sonst… Aber, Sie wissen, Felix ist ein guter Junge, er soll nur machen.“
Wenige Wochen später bekam ich von Burgi Bläuel, seiner Schwägerin und Chefin des einzigen griechischen Bio-Hotels Sonnenlink, eine dringende, persönliche Einladung: Zur Neueröffnung eines Geschäfts- und Verkaufsraums. Ausgerechnet in der Seidengasse 32. Ich war verwirrt und sagte sofort zu, zur Eröffnungsfeierlichkeit zu kommen.
In der Tat war das Mani-Büro übersiedelt, und zwar im gleichen Haus auf die andere Seite der Hauseinfahrt. Schöner Holzboden, schlichter Schreibtisch, großformatige Olivenbilder auf Leinwand an den Wänden und lichtdurchflutet hell. Dazwischen sozusagen griechisches Improvisieren. Das neue Kassensystem funktionierte noch nicht, die Liveband suchte noch ihren Platz… und Manfred Bläuel war im Gegensatz zur großen griechischen Bläuel-Familie nirgend zu finden. „Er ist vielleicht schon da, wenn nicht wird er wohl noch zur Eröffnung kommen“ wurde mir versichert. Kurz später traf ich ihn. Vor seinem alten Geschäft, auf der der Hofeinfahrt gegenüberliegenden Seite. Rauchend. „Nur heute“ versicherte er mir. Ob ihm das neue Büro mit dem sympathisch-freundlichen Verkaufsraum denn gefalle, fragte ich ihn? „Eigentlich schon sehr, aber das Alte ist auch noch sehr gut. Von diesem unscheinbaren Lager habe ich in Österreich die Mani-Marke so erfolgreich aufgebaut… Ich weiß nicht, ob man das Moderne jetzt so brauche – aber der Felix macht das alles sehr gut“.
Das Eröffnungsfest geriet rasch zu einer ausgelassenen österreichisch-griechischen Familienfeier. Nach berührenden Reden von Fritz Bläuel, dem uralten Papa Bläuel holte dann Felix Bläuel seinen Wiener Onkel auf die Bühne. Er erzählte die österreichische Mani-Erfolgsgeschichte, die Manfred und sein Team geschafft haben. Dann verlieh er ihm feierlich den Bio-Mani-Orden – mit dem alten Logo, so wie es sich für Manfred gehört!
Natürlich kann man das Mani Bio-Olivenöl auch weiterhin im Supermarkt oder im Fachhandel kaufen. Wenn man aber in der Gegend der Wiener Mariahilferstraße ist, lohnt sich jetzt ein kurzer Abstecher in die Seidengasse 32 mehr denn je. Zum Ölnachfüllen und zum Tanken von griechischem Lebensgefühl.
Bilder von der Bio-Olivenernte auf der Mani in Griechenland.
Bilder von einer Bio-Olivenölverkostung in Wien.
Zum Nachlesen: Ein Beitrag über Manfred Bläuel und sein Mani Olivenöl in der Wiener Seidengasse.
Beitrag von
- Mein Herz schlägt beruflich seit 25 Jahren für eine ökologisch-tiergerechte Landwirtschaft. Die Zukunft der Landwirtschaft kann nur so aussehen! Ich sehe es als meine Berufung, ProduzentInnen und KonsumentInnen zusammen zu bringen.
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