Bio-Visionen. Welch große Freude! Am 12.7.2018 waren Sonja und ich zu Gast bei Alois Schörghuber in der Ö1-Sendung Punkteins. Ungeschminkt, ungefiltert und live durften wir eine Stunde lang unter dem Titel „Lebensmittelproduktion im Dialog mit der Natur“ von unseren besonderen Erlebnissen während des Forschungs-Sabbaticals erzählen. Vor allem davon, wie es dazu kam, warum in Ägypten die Wüste grünt und wie (gut) das verordnete 100 % Bio in Sikkim funktioniert. Und was das alles mit Bio-Visionen zu tun hat. Das hier ist die ganze Radiogeschichte zum Nachlesen und Nachhören.
Ganz böse: Neid und Geltungsdrang
Ich gestehe: Ohne einen Moment des Neides wäre es vielleicht nie zu der Einladung ins Ö1-Radiostudio gekommen. Unsere gemeinsame organic17-Reise lag schon einige Wochen zurück und der familiäre wie auch berufliche Alltag hielt mich schon gut im Klammergriff. Da stieß ich zufällig im Internet auf einen Link von Weltenbummlern, die von ihrer Reise mit dem Rad im Radio berichten durften. Ohne deren Motive und Handlungen genauer studiert zu haben, dachte ich mir: „Die haben ihre Reise einem breiten Publikum vorstellen können, wir, die wir sicher spannendere und inspirierendere Persönlichkeiten getroffen haben, können das nicht.“
Kein Format für organic17
Dieses Neidgefühl schilderte ich Ende August 2017 Alois Schörghuber bei einer Buchpräsentation. Schörghuber zeigte sich beim einen oder anderen Glas Wein interessiert, aber auch resigniert. Zum damaligen Zeitpunkt hatten die Diskussionen um das mögliche Ende des Funkhauses in der Argentinierstraße und die Änderung des Ö1-Sendeschemas viel Energie von den Redakteurinnen abgesaugt. Ich nahm jedenfalls mit, dass es kein geeignetes Sendeformat für das Erzählen unserer Geschichte gibt. Also legten wir dieses Kapitel unseres Lebens ad acta.
Die Gunst der Stunde
Bis mich am 5.7.2018 ein Anruf von Alois Schörghuber ereilte. Wir plauderten kurz, dann kam er zu meinem damaligen Ansinnen und ob ich nicht eine Woche später Lust auf eine Stunde Ö1 live hätte. „In der Ö1-Sendung mit den meisten Hörerinnen, nach dem Mittags-Journal!“ Ich war im ersten Moment etwas überfordert, ob ich mir das wirklich zutrauen darf, ob ich die Geschichten noch so parat hätte etc. etc. Ich hatte noch keinen geraden Satz formuliert und meine Gedanken noch nicht geordnet, da entnahm ich dem Hörer: „Ich freue mich sehr, dass Du so spontan zusagst. Ich werde das in der Redaktionssitzung einbringen. Das wird schon klappen. Und tschüss!“
Vor den Vorhang: Bio-Visionen und -Visionäre
Rasch begann das vorfreudige Prickeln auf die Sendung. Sonja reagierte allerdings beleidigt, weil nur ich angefragt worden war. Am nächsten Tag traf ich Alois Schörghuber im Cafe Jelinek. Vor der Themenbesprechung waren wir uns rasch einig, dass Sonja und ich unsere gemeinsame Reise auch gemeinsam vorstellen mussten. Ich schlug vor, von den vielen schönen Begegnungen zwei exemplarisch herauszunehmen. Nämlich zwei mit einer besonders mutigen Vision dahinter: die Begrünung der Wüste in Ägypten und die 100 % Bio-Umstellung von Sikkim. Also die Geschichten der Familie Abouleish und Sekem sowie jene von Khorlo Bhutia und dem Chiefminister Parwan Chamling in Nordostindien.
Und plötzlich leuchtet das rote Sendelicht
Am Sendetag holte uns Alois Schörghuber eine halbe Stunde vor Sendungsbeginn beim Empfang ab und geleitete uns ins Studio 1. Das Mittagsjournal perlte aus den Lautsprechern, eine grellrote Digitaluhr zählte die Sekunden. Die „Dame vom Telefon“ kam, dann der Techniker, dann die Regisseurin. Alle wirkten entspannt. Wir plauderten über den Sieg von Fußball-Kroatien gegen England, über dies und das. Dann wurden die Mikrofone eingestellt und wir bekamen Empfehlungen für den Sprechabstand. Dann wurde die Tür geschlossen und es herrschte Stille. Die Wetternachrichten des Journals wurden lauter gedreht. Dann kam der Punkteins-Jingle. Und mit dem war sie auf einmal da, die große Nervosität vor der großen Öffentlichkeit. Alois Schörghuber blieb im Gegensatz dazu ruhig wie immer und mit der ersten Frage-Antwortrunde legte sich auch bei Sonja und mir die Nervosität.
Die Stunde im Studio verging wie im Fluge. Manche der uns wichtigen Botschaften brachten wir deshalb nicht mehr unter, manche Antworten hätten wir im Nachhinein etwas pointierter oder etwas diplomatischer formuliert haben können, aber im Grunde genommen waren wir mit unserem „Auftritt“ doch sehr zufrieden.
Bio-Visionen gehören gehört
Wer Visionen hat braucht auch in Österreich keinen Arzt. Vielmehr braucht Österreich gerade in der Landwirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung viele gute Visionen. Wenn wir mit unserer Reise und mit dem Erzählen davon vielleicht den einen oder anderen Mut zum Ausleben einer Vision geschürt haben, dann soll das gut sein.
Und hier kann die Sendung Punkt eins vom 12.7.2018 nachgehört werden.
Beitrag von
- Mein Herz schlägt beruflich seit 25 Jahren für eine ökologisch-tiergerechte Landwirtschaft. Die Zukunft der Landwirtschaft kann nur so aussehen! Ich sehe es als meine Berufung, ProduzentInnen und KonsumentInnen zusammen zu bringen.
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