Agroforst ist eine neue Form der Landwirtschaft. Noch haben wir keine Vorstellung, wie unsere heute weitgehend ausgeräumte Kulturlandschaft in Zukunft aussehen könnte. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FIBL hat organic17 im Rahmen des Projekts „Agroforstsysteme: Bestandanalyse und Beitrag zur Biodiversitätsförderung“ beauftragt, zu visualisieren, wie unsere Landschaft in Zukunft mit Agroforst ausschauen könnte. Herausgekommen ist ein handgezeichnetes Faltblatt, das richtig zusammengelegt ein Faltbüchlein in Form eines Triptichons ergibt: „Agroforst: Heute – Morgen – Übermorgen“.
Was ist Agroforst?
Agroforst wird als eine Chance und Strategie angesehen, unser Essen auch weiterhin in den vertrauten, heimatlichen Regionen anbauen zu können. Auch wenn das Klima noch extremer werden sollte, das heißt noch heißer im Sommer und mit noch unregelmäßigeren, stärkeren Niederschlägen.
Agroforst ist eine Landwirtschaft, die wieder Bäume und Sträucher zurück in Agrarflächen und damit in die Landschaft bringt. Zusätzlich zu den gewohnten Feldfrüchten können so über die Jahre Früchte und Nüsse geerntet werden, aber auch hochwertiges Holz oder Biomasse für die Energiegewinnung.
Agroforstflächen schauen ungewohnt aus. Jede Fläche bekommt eine dritte Dimension und fordert damit ein neues Verständnis von Landwirtschaft. Durch die Kombination der verschiedenen Nutzungen werden die Erträge in Summe stabil gehalten. Agroforst leistet zudem einen Beitrag zu Klimaschutz und Biodiversität.
Warum Agroforst?
Die Landwirtschaft und damit unsere Ernährungssysteme stehen vor echten Herausforderungen: Wie gehen wir mit Erderhitzung, Verlust an Boden oder Abnehmen der Biodiversität um? Wie bekommen wir wieder Schatten in die freien Flächen? Wie bremsen wir Stürme und Regenmassen? Wie können wir mehr CO2 aus der Luft in den Boden und den Aufwuchs binden? Wie schaffen wir wieder ein Mehr an Lebensräumen?
Agroforst kann das! Verschiedene Systeme kombinieren Bäume, Sträucher, Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst oder Nutztiere auf ein und derselben Fläche. Agroforst ist an moderne Technik angepasst und kann wie gewohnt bewirtschaftet werden.


Im Vergleich: Ohne Agroforst und mit Agroforst MORGEN – am senkrechten Trennstrich verschieben: Agroforst bereichert die Landschaft: Landschaft (ohne) Agroforst heute – Landschaft mit Agroforst morgen, (c) Sonja Wlcek organic17


Im Vergleich: Ohne Agroforst und mit Agroforst ÜBERMORGEN – am senkrechten Trennstrich verschieben: Agroforst bereichert die Landschaft: Landschaft (ohne) Agroforst heute – Landschaft Agroforst übermorgen, (c) Sonja Wlcek organic17
Agroforst-Faltblatt – Agroforst-Faltbuch
Diese Grafiken gibt es als hübsches Faltblatt / Faltbuch im FiBL-Webshop kostenlos als Download.



Wie schmeckt Agroforst?
Agroforst ist eine neue Form der Landwirtschaft. Noch haben wir auch kaum eine Vorstellung, welche Lebensmittelvielfalt wir auf Flächen ernten werden, die heute „nur“ Getreide oder Ölsaaten hervorbringen. Mit drei Agroforstverkostungen in Oberösterreich, Wien und der Steiermark wagte FiBL Österreich in der letzten Märzwoche 2025 einen kulinarischen Blick in die Zukunft.

Die kulinarische Annäherung an den Agroforst passierte Stück für Stück mit vielen erzählten Geschichten. Rund um Lebensmittel, die schon jetzt schon aus mehrfach genutzten Landwirtschaftssysteme stammen, wurde der Eindruck gestärkt, dass auch die KonsumentInnen ein neues Verständnis für die Komplexität dieser „gemischten Landwirtschaften“ entwickeln müssen. Da gab es doch viele erstaunte Aahs ond Oohs, was es alles (noch) braucht, um Agroforstsysteme in ihrer Vielfalt erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Sehr Interessiert diskutiert wurde in dem Zusammenhang z. B. die aktuell von der Arge Agroforst geschaffene Möglichkeit einer Agroforstzertifizierung. Es tut sich jedenfalls viel. Und wir dürfen schon freudig gespannt auf die ersten Lebensmittel aus Agroforstanlagen im Handel warten.
Eine ausführliche Beschreibung der verkosteten Agroforst-Lebensmittel finden Sie hier.
Hier geht es zu Fotoeindrücken aller drei Agroforst-Verkostungen.
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- Mein Herz schlägt beruflich seit 25 Jahren für eine ökologisch-tiergerechte Landwirtschaft. Die Zukunft der Landwirtschaft kann nur so aussehen! Ich sehe es als meine Berufung, ProduzentInnen und KonsumentInnen zusammen zu bringen.
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