Boden aufbauen, Spatenprobe, organic17

Boden aufbauen, aber wie?

Organic

Im Mai besuchte uns unser deutscher Freund Michael mit seiner laotischen Frau Lé, auch um mehr über Boden zu lernen. Der landwirtschaftliche Leiter von Mai Savanh Lao war – Urlaub hin oder her – auf der Suche nach Antworten auf Fragen (fast) aller Biobäuerinnen: Wie kann ich meinen Boden verbessern, damit die Nutzpflanzen gesund bleiben und mehr Ertrag bringen? Welche Untersaaten bringen Stickstoff zu den Hauptfrüchten (in Michaels Fall Pfeffer und Bergnüsse)? Wie sollen diese Untersaaten am besten gesäht werden? Ist Fräsen, Pflügen oder Direktsaat wichtig, gefährlich oder unnötig? Und so weiter, und so fort…

Im Waldviertel wird regeneriert

Im Vorfeld hatten wir ihn mit Franz Brunner, einem Pionierbetrieb der Direktsaat im Waldviertel, vernetzt. Michael machte Fotos der Böden in Laos, nahm Bodenproben und schickte sie an den Verein Faire Biogetreide Vermarktung. Denn: Dort wird die umfassende Bodenuntersuchung nach Kinsey organisiert und die Ergebnisse genau erklärt. Um mehr über Humusaufbau zu erfahren, wollte Michael dann Franz‘ Betrieb besuchen. Doch Wetter und Jahreszeit spielten nicht mit: Es war zu sonnig und der Anbau zu wichtig. Franz konnte sich wirklich keine Zeit nehmen…

Boden aufbauen, Bodenprobe

Einen halben Tag hatten Michael und Lé Zeit, mit Hubert fachzusimpeln. (c)Sonja Wlcek, organic17.org

Zum Glück sprang der Biobauer und Boden-Begeisterte Hubert Stark ein. Michael, Lé und ich fuhren also in den höchsten Norden Österreichs, ins obere Waldviertel. Und Michael hatte einen halben Tag Zeit, mit Hubert zu fachsimpeln, Meinungen auszutauschen und einen Einblick in die „Regenerative Landwirtschaft” zu bekommen.

Hubert erklärte die Ergebnisse seiner Bodenuntersuchungen und was er deswegen unternahm. (c)Sonja Wlcek, organic17.org

Boden aufbauen mit Grüner Brücke

Mit diesem Konzept versuchen engagierte (Bio)Bäuerinnen in Deutschland und Österreich, den Boden nachhaltig zu beleben: Möglichst das gesamte Jahr über bedeckt zu halten („Grüne Brücke“), das Bodenleben mit Pflanzenresten intensiv zu „füttern“ und dadurch Humus zu vermehren. Da Humus Kohlenstoff einbaut, trägt dieser Bodenaufbau (auch) zum Klimaschutz bei.

Mit Bodensonde und Spaten untersuchten die beiden Biobauern den Boden unter Wiese und Acker. (c) Sonja Wlcek, organic17.org

Michael und Hubert schritten also über Wiesen und Äcker, stießen eine Bodensonde in die Erde und gruben Getreidepflanzen aus, um deren Wurzelwachstum zu besprechen. Dabei erzählte Hubert, was er aus seinen Bodenuntersuchungs-Ergebnissen herausliest und was er deswegen auf seinen Feldern tut. Für mich Schweineexpertin war das zu kompliziert, hatte ich mich doch bis dahin kaum mit Bodenchemie, Bodenphysik oder Bodenlebewesen auseinander gesetzt. Doch Michael freute sich über die vielen Anregungen, die er nach Asien mitnehmen würde!

Bodenansprache, organic17.org

Was lässt sich an den Wurzeln erkennen? Was benötigt der Boden? (c)Sonja Wlcek, organic17.org

Mit der Grande Dame zu den Gurus

Jetzt wollte ich ebenfalls mehr wissen! Die Schlägler Biogespräche boten dazu die optimale Gelegenheit: Kamen doch sowohl der deutsche Guru der „Grünen Brücke“ Dietmar Näser als auch der österreichische Guru der Bodenuntersuchung Hans Unterfrauner ins Mühlviertel! Also los!

Reinhard und ich fuhren – gemeinsam mit der „Grande Dame des Biolandbaus“ Helga Wagner – nach Aigen-Schlägl zum Feldtag. Dort bekam ich einen kompakten Einblick in die mir unbekannte Welt des Bodens: Wie sich welche chemischen Elemente im Boden unterstützen oder hemmen. Welche enorme Rolle die Pflanzenwurzeln dabei spielen. Wie man mit Pflanzen in nur wenigen Jahren wertvollen Boden aufbauen kann. Und warum die (Bio)Bäuerinnen in der Erde graben und nicht nur am Traktor sitzen müssen.

Schlägler Biogespräche Boden, Dietmar Näser, organic17.org

Direkt am Feld erklärte Dietmar Näser die Eckpfeiler einer Bodenuntersuchung. (c)Reinhard Geßl, organic17.org

Warum das nicht alle (Bio)Bäuerinnen tun? Obwohl humusreiche Böden viel länger Wasser speichern können als humusarme? Sie weniger errosionsgefährdet sind? Wahrscheinlich weil Boden aufbauen mehr Wissen benötigt als Boden zu verlieren… Weil man dazu Kompost benötigt. Und weil Kompostieren bei uns nicht (mehr) üblich ist. Im Gegensatz zu Sekem oder Sikkim. Dass Bodenverbesserung sogar in Österreich bares Geld bringen kann, beweist das Projekt „Humusaufbau“ der Ökoregion Kaindorf: Weil sie CO2 im Humus ihrer Böden binden und damit das Klima schützen, bekommen die beteiligten Landwirtinnen EUR 30,- je Tonne gebundenem CO2 ausbezahlt.

Spatenprobe, Schlägler Biogespräche Boden, organic17.org

Was sieht man an dieser Spatenprobe? Dietmar Näser legte Pflanzenwurzeln frei. (c)Reinhard Geßl, organic17.org

Michael nahm also Untersaaten nach Laos mit. Zur Bodenbelebung. Und nahm sich vor, weiterhin „seinen“ Kompost zu pflegen. Vielleicht sogar einen eigenen „Komposttee“ zu bereiten, wie er es bei Hubert gesehen hatte. Wir freuten uns jedenfalls über den lieben Besuch und nun auf viele humusreiche Böden – in Laos wie im Waldviertel!

Beitrag von

Sonja Wlcek
Sonja Wlcek
Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!