Auf dem offline verfügbaren MapsMe-Stadtplan der kambodschanischen Stadt Battambang fand Reinhard einen Eintrag: Handmade rolling cigarettes – handgemachte, gerollte Zigaretten. Das wollte er sehen!
Besen und Zigaretten?
Trotz des Online-Stadtplans in der Hand spazierten wir zuerst an der „Attraktion“ vorbei. Auch als wir direkt davor standen, war uns noch nicht klar, dass dieses wunderbare Besen- und Korbgeschäft die von uns erwartete „Zigarettenfabrik“ sein sollte. Ratlos fragten wir eine Dame. Sie verwies uns in einen winzigen Verschlag direkt neben dem Besenverkauf. Eine kleine, alte Dame nickte uns freundlich zu. Beide Damen bedeuteten uns, dass es jetzt am Nachmittag für die Zigarettenproduktion zu spät sei. Vielleicht war kein Tabak mehr da? Wir sollten einmal schlafen und um acht Uhr wiederkommen.
Es war am nächsten Morgen nach halb neun, als wir am winzigen Geschäft wieder fast vorbei gingen. Diesmal stand ein Moped und ein großes Auto davor. Ein amerikanisches Ehepaar bekam von ihrem persönlichen Reiseführer die Herstellung der Zigaretten erklärt. Nachdem die betagte „Fabrikschefin“ an den Mopedfahrer eine Großpackung handgefertigter Zigaretten verkauft hatte, setzte sie sich und gab eine Vorführung in Zigarettenrollen. Und das gleich auf zwei, virtuose Arten.
Rollen mit Maschine…
Zuerst die „industrielle“ Produktion: Dazu benützte sie einen etwa schreibmaschinengroßen „Wutzler“, der vor ihren gekreuzten Beinen auf dem Boden stand. Mit exakten, achtsamen, ja fast rituellen Handbewegungen streute sie Tabak auf und verdichtete ihn, legte vier Papierstreifen auf, strich Kleber darauf und rollte genau richtig fest ein.
Dazwischen ließ sie uns an den beiden Sorten – selbstverständlich kambodschanischer Tabak, aus Kompong Cham – riechen: Die dunkle, „starke“ Sorte roch nach angetrocknetem Gras mit vielen Kräutern, dazu ein Hauch von roten Apfelschalen. Der helle, „leichte“ Tabak erinnerte an einen Heustadel im Sommer. Dann gab sie uns frisch gewutzelte Zigaretten zum Probieren. Das amerikanische Ehepaar lehnte puristisch dankend ab, wir kosteten selbstverständlich. Die recht dicke, regelmäßig gefüllte Zigarette schmeckte überraschend harmonisch-mild und führte zu keinerlei unangenehmen Gefühlen wie Halskratzen, Schwindel oder Übelkeit. Nicht einmal bei uns Nicht- bzw. Ex-Rauchern. Fazit: Das sind leichte, interessante Zigaretten für besondere Gelegenheiten…
… und per Hand
Als sich später – das Ehepaar war weitergefahren, vier Mönche hatten eine Geldspende bekommen – ein Nachbar zu uns gesellte, zeigte die alte Dame die zweite, „individuelle“ Art der Zigarettenherstellung. Sie benutzte dazu einen halben Geldschein, der an einem Stöckchen befestigt war. Damit drehte sie ihrem Gast flink seine Spezialzigarette – mit mehr leichtem und einer guten Prise starkem Tabak. Ruck-zuck war eine wunderbare Zigarette entstanden. Da freute sich der gute Mann! Plauderte mit ihr, zwinkerte uns zu und rauchte genüsslich dabei.
Für eine feine Darstellung klicke bitte ins erste Bild.
Beitrag von
- Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!
Aktuelle Beiträge
- Food12. September 2019Bio-Torten als Überraschung am Straßenrand
- Organic28. August 2019Mit dem Fahrrad durch Bio-Österreich – Teil 1: Von Niederösterreich nach Salzburg
- Travel21. August 2019Museum für Schweine in Stuttgart: Eine Sammlung mit Lücken
- Food16. Juli 2019Entspannendes Bio-Restaurant in Stuttgart