Sabaidee, Herr Spargel-Nachbar!

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An einem sonnigen Sonntag besuchten wir unsere „Nachbarn“. Nicht jene, die das nächstgelegene Haus im Dorf bewohnen. Sondern jenen Nachbar-Betrieb im Osten des Dorfs, der ebenso von Ausländern gepachtet und bewirtschaftet wird wie der Bio-Betrieb von Mai Savanh Lao. Beim Nachbarn wird Grünspargel angebaut. Und wir waren neugierig.

Spezialisiert auf Mangos, Okras und Spargel

Spargel Sprosse lila gekennzeichnetDer Nachbar ist Advanced Agriculture Co., Ltd., eine Tochterfirma der japanisch-thailändischen Taniyama Siam-Gruppe. Diese Firmengruppe ist auf Mango, Okra und Spargel spezialisiert. In Laos lässt sie ausschließlich Grünspargel sprießen, und zwar für den japanischen Markt. Letztes Jahr wurden 20 Tonnen jener 20 Zentimeter langen, grünen Sprossen – fertig gebündelt, beschriftet und in Kisten verpackt – über Bangkok nach Japan ausgeflogen. Heuer sollen es zwei- bis dreimal so viele werden. Das erwartet sich zumindest Makoto Myashita, jener der fünf Farmmanager, der für die Technik zuständig ist.

Spargel Technikleiter Makoto Miyashita

Herr Makoto war nämlich am Sonntag im Dienst. Er begleitete uns über die Flächen und freute sich über unser Interesse am Spargel. Herr Makoto sprach neben japanisch nur gebrochen laotisch. Zum Glück hatten wir eine laotisch-laotische Übersetzerin in Form von Lä, Michaels Frau, mit. Lä übersetzte Herrn Makotos Laotisch in eines, das Michael verstehen konnte, und er übersetzte es uns in Deutsch.

200 Leute ernten 12 Monate

Wir erfuhren trotz dieser sprachlichen Hürden einige interessante Details: Die Tochterfirma von Taniyama hat vor zehn Jahren 60 Hektar landwirtschaftliche Flächen für 40 Jahre gepachtet. Darauf steht nun ein Bürogebäude, ein Kühlcontainer, eine Werkstatt und ein Verpackungsgebäude. Auf 20 Hektar bauen „die Japaner“ ausschließlich Grünspargel an, der Rest ist (noch) ohne Bewässerung und wird nicht genutzt. Die Firma bietet 25 Angestellten und etwa 200 Tagelöhnern Arbeitsplätze in Büro, Landwirtschaft oder Verpackung.Spargel Jungpflanze Taniyama organic17

Der Gemüsespargel ist – wie bei uns auch – mehrjährig, treibt aber – im Gegensatz zu österreichischem – das ganze Jahr über Sprossen nach. Er wird somit immer gestochen, eine „Spargelsaison“ gibt es in diesem Sinn nicht. Gemüsespargel ist fast immer eine Hybridsorte, die Jungpflanzen müssen also gekauft werden. Hier beim Nachbarn werden sie dann zehn Jahre lang genutzt.

Organic, weil Japaner es sich wünschen

Als wir jene biotaugliche Pflanzerde zwischen den Reihen liegen sahen, den auch der Bio-Betrieb Mai Savanh Lao ab und zu zukauft, fragten wir nach Bio: Ja, ja, der Spargel sei „organic”, bestätigte Herr Makoto. Wir wunderten uns. „Die Japaner wünschen keine Rückstände in ihren Lebensmitteln”, erklärte Herr Makoto. Unsere Frage nach der Bio-Zertifizierung verstand er dann aber nicht. Nein, jährliche Bio-Kontrollen gäbe es keine.

Spargel mit Regenschutz

Dann erzählte uns Herr Makoto seine Geheimnisse der Spargelproduktion: Das Wichtigste sei die Art der Bewässerung während der Trockenzeit. Mit den derzeit vorhandenen Sprinklern werden die Pflanzen von oben nass und können erkranken. Er plant deswegen die Umstellung auf eine Dripbewässerung. Zu Jahresbeginn wurden außerdem Dächer gebaut. Der starke Regen der vergangenen Regenzeit hat den Pflanzen ebenso weh getan, wie dem offenen Boden. Die Schädlinge haben sich vermehrt.

Spargel bewaesserung Sprinkler organic17

Dünner Spargel nach Tokyo

Sehr gut funktionieren am Betrieb Verpackung und Transport. Kühl-LKW bringen pro Woche zwischen 50 und 1000 Kilogramm junge Spargelsprossen nach Bangkok. Von dort werden sie nach Tokyo ausgeflogen. Etwa 70 Prozent der Ernte gehen um zwei Dollar je Bund auf diesem Weg nach Japan. Der auf diesem Markt nicht verkaufsfähige Rest bleibt entweder in Laos oder wird in Thailand abgesetzt. Wir wunderten uns über die Kaufgewohnheiten der Japaner: Für unseren Geschmack waren die weniger als Kleiner-Finger-dünnen Sprossen viel zu mickrig!

Spargel Sprossen organic17

Aber welch‘ ein Glück für uns! Denn darum konnte Lä fünf Kilogramm idealen, starken Grünspargel zum Freundschaftspreis direkt beim Nachbarn kaufen. Ein Kilo bekam sie gleich dazu geschenkt! Das ergab drei wunderbare Essen! Und am Dienstag kam der „oberste“ Nachbar – der Betriebsleiter Shunsuke Ito – zum Gegenbesuch und besichtigte die Mai Savanh Lao-Farm. Sabaidee und danke für den nachbarschaftlichen Austausch!

Beitrag von

Sonja Wlcek
Sonja Wlcek
Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!