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Mit Begeisterung Gutes tun

Food, Organic

Ganz besondere Menschen trifft man selten. Menschen, die mit ihrer Begeisterung mitreißen, durch ihr Engagement strahlen und trotzdem bescheiden auf ihre Grenzen hinweisen. Doktor Philippe Schmidt von Mai Savanh Lao ist so ein Mensch, und wir freuen uns, ihn in Vientiane kennengelernt zu haben!

Schönheit gegen Hunger

Der Chirurg Schmidt und seine Frau kamen vor 17 Jahren nach Laos. Auf ihren Fahrten durch die ländlichen Regionen sahen sie Armut und Unterernährung. Damals waren 40 Prozent der laotischen Kinder unter fünf Jahren untergewichtig, 2011 waren es immerhin noch über ein Viertel. Doktor Schmidt erinnert sich: „Meine Frau Elisabeth – sie ist Designerin – fand aber auch wunderbare Seidenstoffe in den Dörfern und war begeistert von dieser Schönheit!“ Was lag also näher, als über beides nachzudenken und mit dem einen eine Lösung für das andere zu suchen?

Im Verkaufsraum von Mai Savanh Lao in der Hauptstadt Vientiane zeigt sich die Schönheit der Seide.

Sie erkannten, dass die Seidenweberinnen an der Vermarktung scheiterten. Also begann das französische Ehepaar, den Frauen ihre handgewebten Seidenstoffe abzukaufen und in Europa anzubieten. „Ehrliche Freunde gaben mir bald zu verstehen, dass sie zwar wunderschön waren, die Qualität aber nicht gut genug, um am harten internationalen Seidenmarkt zu bestehen“, erzählt Philippe Schmidt.

Beste Qualität für gutes Einkommen

Also begannen sie an Verbesserungen zu arbeiten: Gemeinsam mit einer Entwicklungshilfeorganisation wurden neue Webstühle gebaut und die Weberinnen in Nam Tha (Nordlaos) im Umgang damit geschult. „Die Stoffe werden zwar weiterhin händisch gewebt, aber die Arbeit ist für die Frauen einfacher. Außerdem ist die Qualität deutlich besser“, ist Doktor Schmidt zufrieden.

Seidenraupen – im Hintergrund das Aufzuchthäuschen – helfen Familie Wan in Sänwang (Foto: Schneider/Mai Savanh Lao).

In einem weiteren Schritt wurden am Bolavenplateau (Südlaos) Familien gesucht, die wieder mit der Seidenraupenaufzucht beginnen wollten, um die Rohseide zu verbessern. Dabei geht es den beiden Franzosen immer um die Menschen hier in Laos: „Die Familien können sich ein gutes Zusatzeinkommen schaffen. Sie sollen zumindest 500-600 Dollar im Jahr verdienen.“ Das ist viel hier, wo doch das Durchschnittseinkommen in diesem Land derzeit bei 1800 Dollar liegt. In den Dörfern verdienen die Menschen natürlich nur einen Bruchteil davon.

Bergnüsse als neue Chance

Philippe Schmidt erkannte während seiner Arbeit bald, dass ein professioneller Vermarktungsweg fehlt. 2005 gründete das Ehepaar deshalb gemeinsam mit Freunden ein soziales Unternehmen namens Mai Savanh Lao – das „Seidenparadies Laos“. Am Standort in der Hauptstadt Vientiane wird die Rohseide nun verarbeitet: „Hier waschen, zwirnen und färben wir. Stellen sowohl Kett- als auch Schussfäden her. Damit beste Stoffe – natürlich mit Fairtrade-Siegel! – daraus gewebt werden können“, erzählt Doktor Schmidt. Vor einigen Jahren wurde sogar Strick- und Stickgarn aus 100% Seide entwickelt, mittlerweile gibt es über 60 Farben davon – zum Beispiel in einem französischen Onlineshop.

Philippe Schmidt zeigt mir einen seiner Bergnuss-Röster.

In Vientiane wird auch die Aufbereitung eines neuen Mai Savanh Lao-Produkts durchgeführt: Bergnüsse oder Sacha Inchi (Plukenetia volubilis) werden hier geschält, geröstet, gepresst und verpackt. Vor mehr als drei Jahren stieß Philippe Schmidt auf diese hochinteressante Pflanze: „Das Bergnuss-Öl hat den höchsten Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren aller uns bekannten Pflanzen! Und der Omega-3-Gehalt ist dabei fast so hoch wie im Leinöl!“ Da die Nuss außerdem sehr viel Eiweiß enthält und (bisher) keine Allergien bekannt sind, könnte es sich um das Superfood von morgen handeln. Philippe Schmidt ist jedenfalls überzeugt davon.

Selbstverständlich Bio und Fairtrade

Deswegen werden auf fast einem Drittel der von Mai Savanh Lao gepachteten 25 Hektar Ackerland mittlerweile Bergnüsse angebaut. Der deutsche Agraringenieur Michael Schneider leitet den Betrieb am Bolaven-Plateau nach Bio- und Fairtrade-Grundsätzen. Er eröffnet damit 20 Männern und vor allem Frauen aus den umliegenden Dörfern einen sicheren Arbeitsplatz und zusätzlich 40-60 Saisonarbeitern in Zubrot.

Am Bio-Betrieb von Mai Savanh Lao werden Bergnüsse getrocknet. Michael Schneider packt mit an.

Der Betrieb selbst lebt von mehreren Standbeinen: Hier werden (Blüten-)Blätter aus Maulbeeren, Hibiskus und Teepflanzen ebenso getrocknet wie die Blaualge Spirulina und Pfefferkörner in grün, rot und schwarz. Und es werden eben Bergnüsse angebaut, geerntet und ausgelöst. Die Weiterverarbeitung wie Schälen, Rösten, Pressen und Verpacken erfolgt wiederum in Vientiane. Ebenso wie das Marketing und der Verkauf.

Kostenloser Start mit Maulbeeren und Raupen

Michael Schneider und seine liebsten Arbeiterinnen

Außerdem werden am Landwirtschaftsbetrieb die Maulbeersträucher vermehrt und gratis ausgeliefert. Und alle Seidenspinnerraupen für die Dörfer die ersten zehn Lebenstage nach dem Schlupf gefüttert. Erst nach dieser anspruchsvollen, kritischen Phase übergibt Mai Savanh Lao die Tiere gratis den etwa 200 Familien, die sie weitere zwei Wochen mit ihren eigenen Maulbeerblättern füttern, hegen und pflegen. Mit dem Erlös aus den Kokons, die Mai Savanh Lao zurückkauft, können sich die Familien ein besseres Leben leisten.

Kindern mit heimischen Früchten helfen

„Snacks 4 Smile“ – ein Zukunftsprojekt

„Die Armut und Unterernährung der Kinder hier tut schon weh. Vor allem weil in diesem Land so viel wachsen könnte“, bedauert Philippe Schmidt den Zustand in den Dörfern. Daher hat er schon Pläne für die Zukunft: „Wir haben Energieriegel entwickelt, die ausschließlich aus heimischen Zutaten bestehen. Da sind Bergnüsse und Spirulina genauso drinnen wie Bananen, Papaya und Kokos. Wir haben für diese Riegel fertige Rezepte und sie sind auch schon getestet: Sie schmecken den Kindern und helfen vor allem den Kleinsten, rasch das Normalgewicht zu erreichen.“ Und durch die Zutaten aus Laos würde eine Win-Win-Situation entstehen, die sich auch auf andere Entwicklungsländer umlegen ließe.

Leider fehlt es seiner „Snack 4 Smile“-Idee (derzeit) noch an Geldgebern für den Produktionsstart. Und es bräuchte eine tatkräftige, engagierte und ausdauernde Person, die die Energieriegel-Idee umsetzen kann. Denn: „Ich kann nicht alles selbst machen. Ich habe ja auch ziemlich viel Arbeit in der Klinik“, bedauert der Herr Doktor. Obwohl er vor Engagement sprüht und so viele Ideen hat, wie man hier helfen könnte, hat auch sein Tag nur 24 Stunden. Aber wer weiß, vielleicht findet sich ja jemand, der/die sich vom Ehepaar Schmidt begeistern lässt?

Beitrag von

Sonja Wlcek
Sonja Wlcek
Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!