Unsere Suche nach Bio in Laos führte uns in Vientiane zu überraschenden Erkenntnissen: Das hiesige Landwirtschaftsministerium will, dass Laos zur Bio-Großmacht in Südostasien aufsteigt. Das sagt zumindest Herr Thongdam Phongphichith, den wir letzte Woche in seinem winzigen, altmodischen Büro in der laotischen Hauptstadt besucht haben.
Herr Thongdam ist seit 17 Jahren bei der NGO „Sustainable Agriculture & Environment Development Association“ (kurz SAEDA), mittlerweile ist er der Direktor. Bis wir ihn im Obergeschoß der alten Villa irgendwo in Vientiane endlich gefunden haben, waren wir – europäisch, überheblich – ziemlich skeptisch, ob wir etwas über Biolandbau erfahren werden. Bis Herr Thongdam dann anfing, in hervorragendem Englisch zu erzählen:
Erfolgreiche Arbeit für Bio im Norden von Laos
Die 22 SAEDA-Mitarbeiterinnen sind in sechs Büros in Nordlaos verteilt und arbeiten an vier Themen: Nachhaltige Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und bäuerliche Organisationsformen. Viele der Projekte sind themenübergreifend. Wie zum Beispiel das Projekt zur Förderung von Bio-Klebreis im Nordosten von Laos – unterstützt von Brot für die Welt und Fastenopfer. Der Klebreis heißt hier Khao Kai Noi, auf englisch Small Chicken Rice – obwohl er mit Hühnern nichts zu tun hat.
Dazu hat SAEDA in den letzten Jahren 1600 Kleinbäuerinnen in 74 Dörfern beraten und die Gründung von zwei bäuerlichen Produktionsgemeinschaften unterstützt. Drei weitere werden derzeit gefördert, sodass es Produzentengruppen in fünf Bezirken geben wird. Der Arbeitsschwerpunkt liegt dabei in der ärmlichen Provinz Xieng Khouang.
Bio-Klebreis für die ganze Welt
Die Kleinbäuerinnen – in Laos besitzen 95 Prozent aller Betriebe nicht mehr als drei Hektar – wurden in nachhaltigen Reisanbautechniken geschult, sodass sie ihre Erntemengen mehr als verdoppeln konnten. Nun hat SAEDA eine Organisation gegründet, die in Zukunft den Bio-Khao Kai Noi sowohl im Inland als auch in aller Welt vermarkten soll. Als „Geographical Indication“ (GI) hat SAEDA den Small Chicken Rice schon vorbereitet.
Initiativen wie diese sollen den Bio-Anteil, der 2014 nur 0,16 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen in Laos ausmachte, in nur zehn Jahren mehr als verzehnfachen. Also auf zwei Prozent oder 70.000 Betriebe. Bis zum Jahr 2035 möchte Laos dann in 18 Provinzen zumindest 20 Prozent Bio-Flächen vorweisen können. Sagt Herr Thongdam. Und zeigt uns Punkt 3.2.5 im Strategiepapier des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft vom Februar 2015.
Laut der „Development Strategy of the Crop Sector 2025 and Vision 2030“ möchte das Ministerium die nationalen Standards für Biolandbau ebenso verbessern wie das Zertifizierungssystem. Nachhaltige Landwirtschaft soll über Informationen, Seminare, Training und einen „clean agriculture day“ in Laos beworben und dafür Personal bereitgestellt werden. Das klingt wunderbar, wir sind begeistert! Als gelernte Österreicherinnen hegen wir da aber gewisse Zweifel…
Ob sich diese hehren Pläne in der laotischen Realität umsetzen lassen, muss sich erst zeigen. Herr Thongdam ist jedenfalls davon überzeugt, dass er mit dem Bio-Klebreis vom laotischen Hochland ein tolles Produkt anbieten kann. Und damit den Anteil an Bio-Betrieben in Laos erhöhen kann. Neben Beerlao nun also Bio-Lao!
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- Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!
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