Bioweltmeister Sikkim besucht Österreich

Der Bioweltmeister zu Besuch in Bio-Österreich

Organic

Letzten Freitag fuhren fünf Bio-Spezialisten des Bioweltmeisters Sikkim (Nordostindien) auf Einladung von organic17 im Auftrag des FIBL durch Ostösterreich. Beim Arbeitsgespräch im Österreichischen Landwirtschaftsministerium fragte der Sikkimer Sektionsleiter Khorlo Buthia überrascht nach: Warum will Österreich den Bio-Anteil „nur“ auf 30 Prozent heben, warum sind nicht 100 Prozent das Ziel? Wo doch Sikkim und Österreich sehr viele ähnliche Voraussetzungen haben…

Bioweltmeister und Bioeuropameister

Wie Österreich ist auch Sikkim ein sehr waldreiches Land: Österreich ist zu 48 Prozent bewaldet – wie DI Markus Hopfner den Delegationsteilnehmern in seinem Willkommens-Statement erklärte –, Sikkim zu 47 Prozent. Über 80 Prozent der österreichischen Landesfläche sind Berggebiete oder andere benachteiligte Zonen, Sikkim besteht wahrscheinlich zur Gänze aus benachteiligten Regionen, wenn man österreichische Maßstäbe ansetzt. Und Sikkim unterstützt seine Bauern ebenso wie Österreich. Allerdings im Unterschied zu hier niemals in Form von Geld, sondern immer mit Materialien (Ziegeln, Kühen, Maschinen) und know how.

Bioweltmeister Sikkim, Lebensministerium, Biolandbau, organic17

Nach diesem Ländervergleich waren Khorlo Bhutia und sein Team erstaunt über die ihrer Meinung nach wenig ambitionierten Ziele zur Umstellung auf Bio. Die Sikkimer fragten nach: Was hindert die Politiker dieses reichen Österreichs eigentlich daran, von derzeit 20 auf 100 Prozent Bio umzustellen? Und was genau verstehen die österreichischen Vertreter unter „umweltgerechter Bewirtschaftung“? Keinerlei chemisch-synthetische Spritzmittel? Die Besucher wirkten interessiert, aber auch verwirrt.

Kein Opium in Mohnzelten!

Auf der Fahrt durchs Waldviertel zum Bio-Kräuter-„Weltkonzern“ Sonnentor freuten sich die fünf Weitgereisten dann über die wunderschöne Landschaft und die – für ihre Verhältnisse – hervorragenden Flächen. Und Hannes Gutmann von Sonnentor freute sich über die Besucher und kostete interessiert den mitgebrachten Schwarzen Kardamom. Als er Mohnzelten als Gastgeschenk verteilte, reagierten die Inder entsetzt: Mohn sei verboten in Indien! Auch Hanf – Marihuana!!! – sei nicht erlaubt! Erst als der Bio-Kräuterpionier glaubwürdig versicherte, dass in den Sonnentor-Produkten keinerlei berauschende Substanzen enthalten seien, nahmen die Sikkimer Gäste die Geschenke erfreut an.

Sonnentor, Biogewürze, Sikkim, Hannes Gutmann, organic17

Mit „Regenwurm-Papst“ Alfred Grand diskutierten die Gartenbau-Experten am Nachmittag die Vorteile der verschiedenen Kompostwurm-Arten, bestaunten die positiven Wirkungen von Komposttee und wunderten sich über riesige Pferde am Bio-Betrieb.

Vermigrand, Sikkim, Biolandbau, Österreich, organic17

Im Gemüsebaubetrieb Bioschanze mitten im Wiener Stadterweiterungsgebiet freuten sie sich dann über ein Stück Heimat: Bio-Gärtnerin Galina Hagn baut in ihren Glashäusern Ingwer ebenso an wie Kurkuma oder eine großblättrige Riesenpflanze, deren Namen sie vergessen hatte und die dem Gartenbau-Spezialisten Mr. Bhutia geläufig war. Wir kosteten uns durch exotische Kräuter und „langweilige” Paradeiser.

Bioschanze, Biogemüse, Sikkim, Biolandbau, Bioweltmeister, organic17

Kalter Abend als Erinnerung

Zum Abschluss kosteten wir dann Sturm und Gemischten Satz vom Biohof Nummer 5 in Stammersdorf. Alexandra und Oliver Kaminek öffneten ihren idyllisch gelegenen Bio-Weingarten extra für unsere Gruppe. Und netterweise schaffte es auch noch BIO AUSTRIA Niederösterreich und Wien-Obmann Otto Gasselich zum Austausch mit den Sikkimer Gästen und zum köstlichen Bio-Buffet! „Diesen Abend werde ich nie vergessen!“, meinte Mr. Bandhari am Samstag. Allerdings vor allem deswegen, weil er elendiglich gefroren hatte in seinem zu dünnen Sakko. Wir freuen uns jedenfalls schon auf ein Wiedersehen mit der netten Gruppe aus dem 100 Prozent Bio-Land!

Biohof Kaminek, Nummer 5, Sikkim, Biowein, organic17

Eine Fotogalerie mit noch mehr wunderschönen Bildern findest du am Ende des Beitrags!


Organic World Champion visits Organic Austria

Last Friday, five organic specialists from Sikkim (North India) went through Eastern Austria, invited by organic17 and supported by FIBL. During the working talks at the Austrian Ministry of Agriculture, Sikkim’s head of section Khorlo Buthia asked in surprise: Why does Austria want to raise the organic fields “only” to 30 percent, why aren’t 100 percent the goal? Sikkim and Austria have many similar conditions…

Like Austria, Sikkim is also a very wooded country: 48% of Austria is covered with forests – as Markus Hopfner explained to the delegates in his welcome statement – in comparison, Sikkim has very similar 47%. Over 80 percent of Austria’s territory is mountainous areas or other disadvantaged areas. Sikkim probably consists entirely of disadvantaged regions, if Austrian standards are applied. And Sikkim supports his peasants as well as Austria. However, in contrast to here, never in the form of money, but always in materials (bricks, cows, machines).

Sikkim, Bioweltmeister, Lebensministerium, Österreich, Biolandbau, organic17

After this comparison, Shri Khorlo Bhutia and his team were astonished at what they thought were little ambitious goals for switching to organic. The Sikkims asked: What actually prevents the politicians of this rich Austria from increasing from 20 percent to 100 percent organic? And what exactly do Austrian representatives mean by “environmental friendly agriculture”? Zero chemical pestizides? The visitors were interested, but also confused.

On the journey through the Waldviertel to the organic herbal company Sonnentor, the five traveling experts were delighted by the beautiful landscape and the outstanding areas in comparison to their conditions in Sikkim. And Hannes Gutmann from Sonnentor was happy about the visitors and was interested in the Black Cardamom that was brought along. When he distributed poppies as a guest present, the Indians were shocked: poppies were forbidden in India! Also hemp – marijuana!!! – is not allowed! Only when the organic herbal pioneer convinced them that Sonnentor products contained no exhilarating substances, the guests were pleased to receive the presents.

Sonnentor, Sikkim, Biogewürze, organic17

With „Earthworm Pope“ Alfred Grand, the horticultural experts discussed the advantages of the various compost worm species later in the afternoon, marveling at the effects of compost tea and wondering about the huge horses at the organic farm.

Vermigrand, Alfred Grand, Sikkim, organic17

In the Viennese “Bioschanze”, they were happy about a piece of home: organic gardener Galina Hagn grew ginger in her glasshouses as well as turmeric or a large-leaved giant plant whose name she had forgotten and was familiar to the gardening specialist Mr. Bhutia. We tasted ourselves by exotic herbs and “boring” tomatoes.

Bioschanze, Sikkim, Biogemüse

And at the end we tasted “Sturm” and “Gemischten Satz” from Biohof number 5 in Stammersdorf. Alexandra and Oliver Kaminek opened their idyllically situated organic vineyards exclusively for our group. And BIO AUSTRIA chairman Otto Gasselich also managed to swing by to chat with the guests from Sikkim and to try the delicious organic buffet! „This evening I will never forget!“ said Mr. Bandhari on Saturday. A significant part of why he’d never forget it is because he was miserably freezing in his jacket that was way too thin for Austrian evenings. We are looking forward to seeing you again with the nice group from the 100 percent organic country!

Biohof Nummer 5 Stammersdorf, Sikkim, organic17, Biowein

The following photos give an impression of the appreciative exchange of organic experiences.

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Beitrag von

Sonja Wlcek
Sonja Wlcek
Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!