Vom neunmonatigen Forschungs-Sabbatical wieder zu Hause angekommen, haben Freunde und Arbeitskollegen so manche Fragen gestellt. Manchmal wollten sie auf die Antworten gar nicht warten, sondern haben (wieder) von sich erzählt… Macht nichts! Hier sind nun zum schnellen Nachlesen meine Antworten auf die häufigsten 20 Fragen, ergänzt von meinen zehn Lieblingsbildern.
Wie war das Forschungs-Sabbatical?
Eh sehr schön, interessant, inspirierend, kurzweilig, meistens schön warm.
Was war das Schönste?
Sonja war die Schönste – wie auch zu Hause. Abgesehen davon bekomme ich noch immer eine Gänsehaut, wenn ich an die menschenleere Weite und die Farben des Hohen Atlas denke.
Was hat am meisten genervt?
Das überall steinzeitlich langsame Internet in Kombination mit den Bedienungstücken des Android-Systems am Tablett.
Hat’s das eine Jahr privat forschen gebracht?
Voll! Ich habe auf viele Fragen für mich völlig neue Blickwinkel bekommen. Ich fühle mich ein Stück erwachsener, ohne das kindsköpfige verloren zu haben.
Was ist die Haupterkenntnis des Jahres?
Wir haben nur diese eine Erde. Das aber im doppelten Sinn, denn eigentlich geht es für uns Menschen um den Erhalt bzw. Aufbau der Humusschicht. Sobald die weg sein wird, werden auch wir Menschen weg sein. So fern scheint mir das nach den Studien nicht mehr.
Warum wolltest du eigentlich weg?
Ich wollte nicht alleine zu Hause bleiben, während es Sonja auf ihrer Weltreise ganz toll haben würde. Zudem wollte ich den wahrscheinlich 50jährigen Arbeitstrott unterbrechen.
Ist es nun besser als vorher?
Für mich schon, auf jeden Fall. Die Erlebnisse und Erkenntnisse kann mir niemand mehr wegnehmen. Mein Leben ist nun geprägt von mehr weiser Gelassenheit.
Kann man sich ein Jahr ohne Erwerbsarbeit leisten? Was hat der Spaß gekostet?
Ja, wenn man sich für das Bereisen günstige Länder entscheidet und zudem langsam reist. In Summe haben wir gemeinsam samt sabbaticalspezifischen Ausrüstungsgegenständen, Impfgebühren, Visagebühren, Flugkosten in den neun Monaten etwa EUR 13.000,- ausgegeben. So günstig schaffen wir es in Wien nicht. Die Orientierungsvorgabe waren maximal EUR 50,- pro Tag, für uns beide. Das ging sich in Summe locker aus.
War’s gefährlich?
Nein, im klassischen Sinne niemals – uns hat nie wer bedroht. Manche der Taxifahrten hätten schlecht ausgehen können, manche der Stiche der Tigermücken auch. Es ist aber nichts passiert, nichts Schlimmes.
80 Blogbeiträge in 10 Monaten – das ist Arbeit! Wolltest du nicht eine Auszeit?
Das Schreiben und Gestalten der Blogbeiträge habe ich nie als Arbeit empfunden. Freiwillig ist anders als ein Muss. Das Schreiben und Bebildern war vielmehr immer ein notwendiges Abschließen meiner vielen Eindrücke und Erkenntnisse. Danach war wieder viel mehr innerer Platz für das nächste Neue.
Wie hast du die Reise eigentlich geplant?
Sonja ist meine geografische Planerin, nicht umsonst ist sie Orientierungsläuferin. Ich wollte unbedingt in den Hohen Atlas und mir war wichtig, dass wir langsam reisen und nicht touristisch von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzen. Ich wollte viele interessante Menschen treffen und den Boden auch außerhalb Europas begreifen lernen. Der Rest der Planung passierte Stück für Stück.
Warum gerade Nordafrika und Südostasien?
Weil es dort erstens immer warm und zweitens weder politisch noch gesundheitlich gefährlich ist. Ich hatte keine Lust erfroren, verstümmelt oder von den Strapazen gezeichnet nach einem Jahr zurückzukommen.
Hattest du Heimweh? Sehnsucht nach den Kindern?
Nein, Heimweh nie. Sehnsucht nach den Kindern schon, aber sehr selten. Ich bin kein „Helikoptervater“, die Kinder melden sich eh, wenn sie etwas brauchen. Da dies fast nie passierte, wird es schon gepasst haben.
Wie hast du dich in den diversen Ländern verständigt?
Mit Englisch, von Woche zu Woche mit etwas größerem Vokabelschatz. In Marokko oder auch Laos – wo es mit Englisch nicht gut weiterging – hat Sonja in einen kleinen Block gezeichnet. Das fanden die Einheimischen meist sehr witzig. Eine Erkenntnis ist: Man muss nicht unbedingt eine gemeinsame Sprache sprechen, um sich köstlich zu unterhalten.
Wo gab es das beste Essen, wo die schönsten Männer/Frauen?
Puh, schwer zu sagen. Am herausforderndsten waren die Speisen in Laos. Dort hatten wir mit Lä für zwei Monate eine brillante Köchin, die uns alle exotischen Essenswünsche erfüllte. Die beste Pho bekamen wir interessanterweise in Bangkok, das schärfste Essen im Süden von Laos, die einfachsten Gerichte in Marokko, das biologischste Essen in Sikkim, das günstigste Essen in den Straßen von Hanoi. Grundsätzlich haben wir mit unserem bescheidenen Budget fast jeden Tag exzellent gegessen. Die schönsten Frauen, neben Sonja? Die Frauen in Vietnam und Kambodscha sind hübsch, aber eben nur hübsch.
Was fällt dir nun in Wien besonders auf?
Wie schön die Gehsteige gekehrt sind. Und wie muffig die Wiener sind, obwohl es ihnen vergleichsweise an nichts fehlt. Und wie gut alles funktioniert, ohne dass man es merkt.
Was fällt dir nun in der Arbeit besonders auf?
Manches ändert sich nie. Die Bürokratie bleibt Bürokratie, die Menschen bleiben Menschen, das Nervige bleibt das Nervige, die schlechten Ausreden bleiben schlechte Ausreden. Und dass ich grundsätzlich meine Arbeit mit meinem Team und meinen Kooperationspartnern liebe.
Was sind deine zehn Lieblingsfotos des Forschungs-Sabbaticals?
Wann geht’s wieder in die Ferne?
Schön wäre, wenn Sonja mit mir wieder in sieben Jahren ein Jahr unterwegs sein will.
Schreibst du nun ein Buch? Machst du eine Diaschau?
Sicher nicht! Es ist schon alles gesagt und bebildert.
Beitrag von
- Mein Herz schlägt beruflich seit 25 Jahren für eine ökologisch-tiergerechte Landwirtschaft. Die Zukunft der Landwirtschaft kann nur so aussehen! Ich sehe es als meine Berufung, ProduzentInnen und KonsumentInnen zusammen zu bringen.
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