Helga ohne Weberbartl

Food

Vor einigen Tagen – in der letzten Sommerwoche – durfte ich Helga beim Apfelklauben begleiten. Weil die frühen Sorten sind schon reif und es war ein Presstermin in der Obstpresse frei. Sechs Bäume haben wir „abgeräumt“: Die Äste mit einer Stange geschüttelt und alle unverletzten Äpfel vom Boden aufgesammelt. An diesem Nachmittag haben wir fast 150 Kilogramm geerntet. Das ist nämlich die Mindestmenge für die Presse und ergab 16 Säcke bester Bio-Apfelsaft. Helga lässt die meisten Äpfel ihrer über 80 Apfelbäume zu Saft verpressen, sterilisieren und in 5-Liter-Säcke abfüllen. Damit die große Familie das ganze Jahr mit etwa 700 Liter Apfelsaft versorgt ist.

Ausblick von Helgas Apfelhain ins Obst-Hügel-Land: Links Grafensteiner, Mitte Blenheims Goldrenette, rechts James Grieves. Ganz rechts Cronzels (vom Nachbarn)

Ausblick von Helgas Apfelhain ins Obst-Hügel-Land: Links Grafensteiner, Mitte Blenheims Goldrenette, rechts James Grieves. Ganz rechts Cronzels (vom Nachbarn)

Im Gegensatz zu den meisten hier im Naturpark Obst-Hügel-Land hat Helga aber keinen einzigen Mostapfel-Baum. Auch nicht den einheimischen, sehr fruchtigen Weberbartl-Apfel, der sogar in Form einer Wanderung am kommenden Sonntag geehrt wird. Statt dessen hat sie lauter verschiedene Sorten von Tafel- und Wirtschaftsäpfeln gepflanzt – nur zwei der zirka 80 Sorten hat sie doppelt. Denn ihre Kindheitserinnerungen haben sie daran gehindert, Mostapfel-Bäume zu pflanzen.

Bereneder

Bereneder

Als Kind musste sie nämlich mit ihren Eltern Äpfel klauben für den Most. Und Weberbartl-Äpfel sind recht klein. Während des mühsamen Klaubens hat sich die kleine Helga geschworen, auf keinen Fall so kleine Äpfel zu haben, wenn sie einmal erwachsen ist. Als sie nach dem frühen Tod ihres Vaters die Chance bekam, eigene Bäume zu pflanzen, hat sie deswegen verschiedene Tafeläpfel-Sorten gewählt – das sind solche, die eigentlich ganz normal gegessen werden. Oder Wirtschaftsäpfel – die sind gut haltbar und eignen sich besonders gut zur Verarbeitung. Wie zum Beispiel der oberösterreichische Weinapfel: Er hält bis April oder sogar Mai und schmeckt hervorragend als Apfelmus.

Oö. Weinapfel

Oö. Weinapfel

Welche Sorten ich gesehen habe: Grafensteiner, Blenheims Goldrenette, James Grieves, Bereneder, Großer Bonapfel, Schweizer Orangenapfel, Danzinger Kantapfel, Wildshire und Riesenboiken. Dann gibt es aber noch viele andere Sorten wie Maschansker, Florianer Rosmarin, Klarapfel, Straßerl, Berner Rosenapfel, … Die Köstliche von Charneux oder die Gräfin von Paris sind ebenso wie die Pastorenbirne drei der etwa 20 Birnensorten in Helgas Hainen. Außerdem hat sie noch Zwetschken und Kirschen (z.B. die Schartner Knorpelkirsche, die noch ihr Vater gepflanzt hat).

Helga hat zu allen Bäumen Aufzeichnungen: Woher die Pflanze stammt, wann sie gepflanzt wurde und womöglich in welcher Himmelsrichtung sie welche Sorte gepfropft hat. Helgas absoluter Lieblingsapfel ist der Zitronenapfel. Da mussten wir gleich ein paar „baumfrisch“ verkosten: noch warm von der Sonne, saftig, zitronig – herrlich! Jetzt weiß ich, wo der Bartl den Most herholt!

Zotronenapfel - sonnenwarm und göttlich!

Zotronenapfel – sonnenwarm und göttlich!

Unsere Ernte: Grafensteiner, James Grieves, Zitronenapfel, Wildshire, Danzinger Kantapfel, Riesenboiken und auch noch ein paar andere.

Unsere Ernte: Grafensteiner, James Grieves, Zitronenapfel, Wildshire, Danzinger Kantapfel, Riesenboiken und auch noch ein paar andere.

Beitrag von

Sonja Wlcek
Sonja Wlcek
Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!