Nord Sikkim Yak (C) Reinhard Gessl

Zu Gast bei Sikkims Biobauern. Teil 2: Der Nordosten

Organic

Während unseren Besuchs im indischen Bundesstaat Sikkim durften wir einige herausragende Biobauern und Biobäuerinnen besuchen und einen Blick in deren Betriebe werfen. In zwei Beiträgen möchte ich sie vorstellen und damit einen kleinen Einblick in die Besonderheiten des Biolandbaus ermöglichen. Hier die Biobetriebe in Nord- und Ost-Sikkim sowie jene Personen, die uns geholfen haben, sie zu finden.

Sam Tching Lachungpa in Lachung, Nord Sikkim

Biobetrieb Sam Tching Lachungpa in Lachung (c) Reinhard GesslZum Betrieb von Herrn Lachungpa kamen wir eher zufällig. Ein Ausflug brachte uns in das auf 2700 Meter Seehöhe gelegene Dorf, und unser Führer fragte auf unsere Bitte hin im Dorf nach Besichtigungsbetrieben. Über verschlungene Pfade wanderten wir an den Rand des Dorfs und zum empfohlenen Milchbauern. Wir fanden den 80-jährigen zwischen seinen 25 Kühen, die er zum Melken von den Flächen ringsum in den Unterstand geholt hatte. In Lachung spazieren die Rinder den Tag über auf der Suche nach Futter durch das Dorf oder in die umgebenden Wälder. Milchkuh in Lachung Sikkim (c) Reinhard GesslDer etwa drei Hektar große Betrieb von Herrn Lachungpa kann sie jedenfalls nicht ernähren. Zwischen Felsen und Steinmauern wachsen Gerste, Kartoffeln oder Kraut, die der alte Bauer ebenso im Dorf verkauft wie die Milch. Er ist der erste – und einzige – Bauer, der uns gegenüber den Sikkimer Bio-Weg kritisiert: „Früher habe ich von der Regierung Dünger bekommen, jetzt ist er verboten. Mein Ertrag ist zurückgegangen!“ Kompost macht er keinen, und der Kuhdung sei nicht genug, sagt er. Was uns doch bei dieser Herdengröße erstaunte. Aber er ist alleine, seine Frau lebt nicht mehr und die beiden Kinder sind „in der Stadt“. Eigentlich sei ihm die Arbeit zu viel, aber er brauche das Geld: „Außer dieser Landwirtschaft habe ich ja nichts“, sagt er dazu. Und muss schnell weg, noch weitere Kühe holen gehen.Biobetrieb Sam Tching Lachung (c) Reinhard Gessl

Staatlicher Obstbaubetrieb in Mazidar Suntalay, Ost Sikkim

Eingang staatlicher Obstbaubetrieb (c) Reinhard GesslDirektor Pintso Wangyal führt uns durch den vier Hektar großen Betrieb und bedauert gleich zu Beginn: „Es ist jetzt schon Ende der Saison. Ich kann Ihnen gar nicht viel zeigen!“ Da täuscht er sich! Er zeigt uns verschiedene Chilli-Sorten, die unter Guaven wuchsen. Wir sehen Bananen, Litschis und Moringa, die ebenso wie Guaven das „Dach“ bilden können im dreidimensionalen Sikkimer Land- und Gartenbau. Er führt uns zu faserarmem Ingwer, den er versuchsweise in einem neu gerodeten Feldstück anbauen ließ. Auch jene Kompostsäcke, die er vor der Abgabe an die Bauern selbst einmal ausprobieren wollte, finden wir sehr spannend. Der eigentliche Schwerpunkt des Betriebs ist allerdings die Orangenzucht: Orangenzucht Ost-Sikkim (C) Reinhard GesslDrei Sorten werden hier vom Samen bis zum fertigen Setzling aufgezogen. Die Jungbäume werden ebenso gratis an die Bauern der Umgebung abgegeben wie Gemüsejungpflanzen oder womöglich bald Kompostsäcke. Es ist unglaublich heiß in den geräumigen Gewächshäusern. Kein Wunder, liegt der Versuchsbetrieb auf „nur“ etwa 400 Meter Seehöhe und damit an einer der tiefstgelegenen Stellen Sikkims mit subtropischem Klima…

Bauerngruppe rund um Deni Pd. Khatiwosa, Mani Ks. Psaothan und C. P. Bhattasai in Budang-Kamarey, Ost Sikkim

Biobauern in Ost-Sikkim (C) Reinhard GesslDrei junge Männer begrüßen uns im Namen ihrer Bauerngruppe im Dorf: 25 Betriebe mit zusammen etwa 50 Hektar vermarkten ihre Milch und das Gemüse gemeinsam. Dreimal pro Woche beliefern sie den Markt von Rangpo an der Grenze zu Westbengalen mit Gemüse und Gewürzen, und täglich schicken sie etwa 200 Liter Milch in Kannen nach Gangtok in die hiesige Molkerei. Auf den schmalen Terrassen sehen wir wieder einmal die erstaunliche Vielfalt Sikkims: Bittergurken auf Bambusgerüsten, Mais mit Gelbwurz im Gemengeanbau, Bananen, Kürbisse, Bohnen, … Die jungen Bauern erklären, keine zusätzlichen Arbeiter zu beschäftigen, sondern die jeweils etwa zwei Hektar Gemüse sowie die Kühe nur gemeinsam mit ihren Familien zu versorgen.Kompostkorb Ost-Sikkim (C) Reinhard Gessl „Ich arbeite jeden Tag zwölf Stunden“, ergänzt Herr Psaothan selbstverständlich. Das zahlt sich offenbar aus. Herr Khatiwosa rechnet nach und meint: „Pro Jahr verdient jeder von uns etwa 60.000 Rupien (das sind etwa 830 Euro).“ Die uns begleitenden jungen Damen der Sikkim Organic Mission machen große Augen: Sie verdienen nicht einmal die Hälfte davon! Das gute Einkommen der Bauern kommt nicht von ungefähr: Herr Bhattasai zeigt uns seinen gepflegten Wurmkompost, das Wasserbecken mit speziellen Algen zur Stickstoffanreicherung des Gießwassers und seine Kühe. Nicht ohne Grund wurden diese Betriebe vom indischen Ministerpräsidenten ebenso wie von deutschen Vertretern des One World Award besucht. Sie sind wirklich herausragend! Danke für Zeit und die Jause aus Molke, köstlichen Gurken und süßen Bananen! Natürlich alles Bio!Schautafel Ost-Sikkim (C) Reinhard Gessl

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Dr Nina Pradhan (C) Reinhard GesslZum Schluss möchten wir uns bei jenen Menschen bedanken, die uns die Betriebsbesuche ermöglicht haben! Das sind: Dr. Bina Pradhan und ihr Assistent Dr. Kamal PoudyalDr. Kamal Poudyal (C) Reinhard Gessl vom Namchi Government College, Renzino Lepcha von Mevedir in Gangtok und sein Team in West Sikkim (Santosh Gautam, Biren Jiwasi, Ranjit Rai, Ambika Basnett und Sashi Chhetri), Shri Khorlo Bhutia, Horticulture and Cash Crop Department und seiner Nichte Sonam Diki Lachenpa vom Green Park Hotel, die den Kontakt hergestellt und uns bewirtet hat, sowie Dr. S. Anbalagan von der Sikkim Organic Mission und seine Mitarbeiterinnen. Dem Department for Animal Production danken wir für das Interesse an einer Zusammenarbeit zur Verbesserung der Tierhaltung!Dr. S. Anbalagan (C) Reinhard GesslShri Khormo Bhutia (C) Reinhard GesslDept. Animal Husbandry (C) Reinhard Gessl

Beitrag von

Sonja Wlcek
Sonja Wlcek
Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!