Wenn nicht die Revolution gewesen wäre! Die hat Ahmed Abeds Pläne gehörig ins Wanken gebracht. Denn genau 2011 hat er das Rahala Safari Hotel in Farafra eröffnet. Aber: Seither bleiben die Touristen den Oasen der Libyschen Wüste Ägyptens fern.
Weiße Wüste fast zum Angreifen nahe
Dabei hätte Ahmed beste Voraussetzungen: Die Weiße Wüste ist keine halbe Autostunde von Farafra entfernt, Vater Ejbet und Bruder Mahmoud unterstützen im Service und das schwache Ägyptische Pfund macht Reisen in die Wüste derzeit extrem günstig.
Ahmed erinnert sich an die Zeit vor der Revolution: „Fünfzig Geländewagen oder mehr waren in der Weißen Wüste jeden Tag unterwegs.“ Wir sahen während unseres gestrigen Ausflugs nur zwei.
Keine Wanderungen und Kamele mehr
Üblich waren – und sind – Übernachtungen im Nationalpark, damit die Gäste das wunderschöne Farbenspiel während des Sonnenuntergangs bewundern können. Ahmed berichtet von seinem Freund, der in der Nationalparkverwaltung arbeitet. Der hätte ihm erzählt, dass am „stärksten“ Tag vor wenigen Jahren 4000 Touristen in der Wüste übernachtet hätten. Davon können die Einwohner Farafras im Moment nur noch träumen.
Nachdem seit fünf Jahren kaum noch Touristen kommen, musste Ahmed seine Kamele schlachten lassen. Also führt uns ein Führer mit einem 4×4 Pickup zu den Highlights der Weißen Wüste wie „White House“, „Mushroom & Chicken“ oder „Sphinx“. Hamada erzählt, dass es früher neben Kameltouren auch mehrtägige Wanderungen gegeben hätte. Ich stelle mir das wunderbar vor, aber leider muss dazu die Gruppe groß genug sein – zwei sind noch keine Gruppe.
Ungewohnt freundliche Leute
Dem entsprechend werden wir in Farafra auch bestaunt. An jeder Ecke grüßen uns Männer mit „Welcome!“ und Kinder winken uns und freuen sich, ihr Englisch zu üben: „Hello! How are you?“. Ein Händler zeigt uns umständlich jeden einzelnen von seiner Frau selbst gestrickten Socken. Mit dem Wissen, dass die Anzahl der Touristen hier im Vergleich zu 2010 um 95 % eingebrochen ist, tut es mir sehr leid, für unsere Reise wirklich keine Wollsocken um EGP 10,- (EUR 0,60) zu brauchen…
Besonderer Schutz für Touristen
Warum bleiben die Gäste seit mehreren Jahren aus? Ahmed weiß, dass sich die Europäer fürchten. Er weiß nur nicht genau, wovor. Denn Polizei und Militär waren in Ägypten schon vor der Revolution überall präsent. Aber Gefahr droht den Touristen hier in den Oasen keine. Im Gegenteil: Wir fühlten uns besonders bewacht. Polizei und Touristenpolizei kümmern sich um jeden einzelnen. So wurden wir vor dem Grillrestaurant sitzend von einem Herrn am Moped gefragt, ob alles OK ist. Er stellte sich dann als Touristenpolizist vor.
Sicher, billig und wunderschön
Die Oasen der Libyschen oder Westlichen Wüste sind also sicher. Sowohl die Schwarze als auch die Weiße Wüste sind eine eigene Reise wert. Und beim derzeitigen Umrechnungskurs von 1:18 kostet das feine, saubere Doppelzimmer mit eigener Dusche und WC samt Frühstück im Rahala Safari Hotel weniger als EUR 15,- Und ein Halbtagesausflug in die Weiße Wüste inklusive Sonnenuntergang günstige EUR 50,-
Also: Fürchtet euch nicht! So einsam wie derzeit werdet ihr die Weiße Wüste nicht so bald finden. Bucht einen Flug – beste Reisezeit ist Dezember bis April – und kommt nach Farafra!Hotels, die wir bewohnt haben, und unser Eindruck (Preis je DZ mit Frühstück):
- Rahala Safari Hotel von Ahmed Abed in Farafra: Sehr sauber, Top-Zimmer zu günstigem Preis (EGP 250), sehr freundlich. Tel. +20 103064733 oder +20 1229500473
- Ahmed Safari Camp&Hotel von Ahmed Abd El Rahim etwa 4 km westlich von Bawiti/Bahariya: etwas schmuddelig, aber OK (EGP 200). Safaris zu teuer. Tel. +20 1000266272 oder +20 1145455000
- Desert Safari Hotel von Badry Khozam am Ostrand von Bawiti/Bahariya Oase: extrem billig, aber Zimmer auch ungepflegt und dreckig (EGP 120). Sehr gutes Essen! Familienbetrieb. Tel. +20 1227313908
- Beduin Safari Camp ca. 8 km nördlich von Muth/Dachla Oase: Zimmer OK, haben aber schon bessere Zeiten gesehen. Kamel- oder Jeep-Safaris. Tel. Ali (spricht Englisch): +20 1222924896
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- Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!
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