Im Reiseführer las ich über eine Kautschukfabrik in Chub. Das klang interessant! Ein Grund mehr, nach Kompong Cham, der drittgrößten Stadt mitten in Kambodscha, zu fahren.
Montag Früh fuhren wir mit dem Motobike die Straße Nummer 7 etwa 20 Kilometer nach Osten. Nachdem wir von der Hauptstraße abgebogen und durch den ersten Gummibaum-Wald gecruist waren, standen wir vor einer hohen, langen Mauer. Im Osten dieser Mauer fand sich eine Einfahrt. Ein Portier – natürlich in Uniform – deutete zum Parkplatz, trug uns in eine Liste ein und winkte undeutlich nach hinten. Am weitläufigen Gelände standen große Hallen herum. Nirgends fanden wir Informationen über die Kautschuk-Herstellung. Also schaute ich im Internet nach.
Seit Jahren kein Gewinn mit Naturkautschuk
Im Jahr 2016 waren in Kambodscha mit 384.350 Hektar immerhin zwei Prozent der gesamten Landesfläche mit Kautschukbäumen (Hevea brasiliensis) bepflanzt. Kambodscha möchte diesen Anteil noch ausweiten, wobei die anhaltend geringen Weltmarktpreise für Naturkautschuk seit 2012 hier gebremst haben. Etwa 40 Prozent dieser Plantagen gehören Kleinbetrieben, die großen Plantagen teilen sich auf vietnamesische, thailändische, chinesische sowie europäische Firmen auf.
Kambodschanischer Kautschuk für Vietnam und China
Jene Sopheak Nika Investment Group, die auf unseren Besucherausweisen aufschien, versteckte sich im Internet vor mir. Ich fand Dokumente, wonach diese kambodschanische Firma 10.000 Hektar auf 70 Jahre gepachtet hat. Und dass ihre Produktion von Kautschuk-Blöcken in Kampong/Kompong Cham ISO-zertifiziert ist. Ich fand allerdings nicht heraus, wie viele Hektar diese Firma mit Kautschukbäumen bepflanzt hat.
Macht aber nichts, interessant war der Ausflug allemal! Wir ließen uns inmitten der riesigen Kautschukplantage von einer netten Frau zeigen, wie sie den Milchsaft oder Latex einsammelt. In der Fabrik sahen wir dann den historischen Lastwägen beim Ablassen des Latex an der Fabriksrampe zu. Und in der feuchtheißen Produktionshalle waren wir life dabei, wie Crepe-Kautschuk entsteht: Nach dem Zusatz von Natriumsulfit floss die milchige Flüssigkeit in lange, geflieste Becken und der Naturkautschuk wurde fest. Die „Ernte“ eines solchen Beckens wurde gewalzt und gewaschen und erhitzt und geschnitten.
Nach dem Pressen wurden dann Holzkisten mit je 36 Naturkautschuk-Blöcken zu 33 Kilogramm befüllt, einzeln hübsch in Plastiksäcke verpackt. Für den Export nach Vietnam, China, Korea oder Japan, wie ein freundlicher Mitarbeiter erklärte. Die Arbeiter freuten sich jedenfalls über unser großes Interesse! Sie drängten uns zum Abschluss einen Schluck Selbstgebrannten auf. Woraus auch immer. Wir prosteten uns auf den Naturkautschuk zu!
Die nachfolgende Flickr-Galerie entführt bildlich in die Kautschuk-Fabrik. Den Gummi-Geruch muss man sich dazu denken.
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- Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!
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