Im Februar 2016 suchte ich auf der Biofach, der größten, weltweiten Messe für Bio-Lebensmittel, nach interessanten Firmen in Nordafrika und Asien. Um sie im Forschungs-Sabbatical zu besuchen. Bei einigen klappte es dann tatsächlich: Wir konnten uns vor Ort über manche Bio-Lebensmittel und deren Produktion überzeugen.
Im Februar 2018 suchten Reinhard und ich dann auf der Biofach nach jenen Firmen, die wir kennen gelernt hatten. Um uns zu informieren, wie es ihnen seither ergangen ist. Die folgenden fanden wir tatsächlich in einer der riesigen Messehallen.
Mister Taha und die ägyptischen Bio-Gewürze
Fast eilten wir an Mister Taha vorbei. Kein Wunder, stand er doch im Durchgang zwischen Halle 4A und NCC Ost. Und er betreute den Stand von „Active Herb Trade Organic”, einer ägyptischen Gewürz-Firma. In der Oase El Fayyum hatte er uns noch im Dezember 2016 durch die Aufbereitungshallen der Kräuterfirma „EgyGroup” geführt. Er hatte vor einem halben Jahr gewechselt, auf unsere Fragen über die Gründe lächelte er freundlich hinweg.
Eine Schule für Bodenaufbau?
Am nächsten Tag besuchten wir Frau Hofmann am Stand der Sekem-Farm. In dieser berühmten Landwirtschaft nordöstlich der Hauptstadt Kairo werden bekanntlicherweise nicht nur beste Bio-Datteln und noch sehr viel mehr geerntet. Ganz im Sinne des Gründers des Demeter-Betriebs – dem leider kürzlich verstorbenen Ibrahim Abouleish – wird dort aus Wüstenboden fruchtbare, lebendige Erde „erzeugt”. Nachdem wir im Juni 2017 in Sikkim/Nordindien ein weiteres Mal das Kompostieren als zentrales Element von Bodenaufbau gesehen hatten, fragten wir Frau Hofmann nach entsprechenden Fortbildungsangeboten von Sekem für (Bio-)Bauern aus Schwellenländern. „Das sollten wir wirklich überlegen”, begrüßte die landwirtschaftliche Leiterin diese Idee.
Zur Biofach kein Englisch, aber tollen Tee
In der Südostasien-Ecke der Biofach fanden wir dann „Fin Ho” und Mister Menh. Welch wunderbarer Tee! Als der Vietnamese einschenkte, spürte ich mich sofort am billigen Plastiksessel in Herrn Menhs winziger Hütte in Ha Giang sitzend. Anfang Februar 2017 hatte er uns nach Besichtigung der „Fin Ho”-Fabrik zum ersten Mal diesen wunderbaren Tee kosten lassen. Und uns ebenso ohne gemeinsame Sprache bewirtet wie jetzt hier in Nürnberg, Deutschland. Mister Menh sprach noch immer kein Englisch – und wir nicht Vietnamesisch…
Der zweite Bio-Bruder aus Darjeeling
Wir blieben gleich beim Tee. Wenige Schritte brachte uns drei Hallen weiter zum Stand von „Ambootia Darjeeling Organic Tea Estates” und zu Herrn Sanjay Bansal. In Nordindien durften wir im Juni 2017 mit seinem Bruder Anil nicht nur die größte Bio-Teeplantage besichtigen, sondern sogar sehr fein zu Mittag essen. Mister Sanjay Bansal freute sich, das zu hören, und stand stellvertretend für ein Foto zur Verfügung. Dass er einer der wichtigsten Bio-Teeproduzenten der Welt ist, war diesem freundlichen Gentleman ebenso wenig anzumerken wie seinem Bruder.
Der Besuch der Welt-Leitmesse Biofach war heuer jedenfalls ganz besonders. Er rief mir einige meiner interessantesten Erlebnisse der letzten Monate in Erinnerung. Und er zauberte meinen Geist zurück auf einen Plastiksessel und eine Tasse Tee an einer nordvietnamesischen Brücke. Danke!
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- Ich bin Bio-Schweineexpertin, Beraterin, freie Journalistin und Hobby-Grafikerin. Meine Interessensgebiete reichen mittlerweile von Nutztierhaltung über Urban Gardening bis zum Bodenschutz. Mein Leben bleibt spannend!
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